Warum ich von WordPress zu Ghost gewechselt bin

Warum ich von WordPress zu Ghost gewechselt bin
Photo by Ross Findon / Unsplash

WordPress ist seit Jahren das dominierende Content-Management-System (CMS). Es bietet eine enorme Auswahl an Plugins, Themes und Integrationen und hat sich als Standard im Web etabliert. Doch gerade diese Vielfalt hat ihre Schattenseiten. Deswegen habe ich mich entschieden, von WordPress zu Ghost zu wechseln.

WordPress hat seine Stärken und Schwächen

WordPress überzeugt durch Flexibilität und ein riesiges Ökosystem. Fast jede Funktion lässt sich durch ein Plugin ergänzen. Diese Stärke wird aber schnell zum Risiko. Jedes zusätzliche Plugin erweitert die Angriffsfläche, kann Drittanbieter einbinden und wirft neue Fragen in Bezug auf DSGVO und Datenschutz auf. Wer WordPress professionell nutzen will, braucht eigentlich ein eigenes Governance-Framework, um den Betrieb rechtskonform und sicher zu halten.

Datenschutz in den USA?

Ein weiterer Treiber meiner Entscheidung ist die politische Realität: In den USA gibt es bis heute kein einheitliches Bundesdatenschutzgesetz. Stattdessen gelten unterschiedliche Vorschriften auf Ebene der Bundesstaaten. Für europäische Unternehmen bedeutet das Unsicherheit bei transatlantischen Datentransfers. Auch das aktuelle EU-US Data Privacy Framework steht juristisch auf wackeligen Beinen und könnte sehr bald erneut vor Gericht scheitern. Der Betreiber von WordPress.com hat seinen Firmensitz in den USA. Für Betreiber, die auf Rechts- und Reputationssicherheit Wert legen, ist das ein leicht vermeidbares Risiko.

Ghost als Alternative

Ghost setzt an genau diesen Punkten an. Die Plattform ist (zugegebenermaßen genauso wie WordPress) Open Source, wird von einer Non-Profit-Stiftung getragen und konzentriert sich auf das Wesentliche: Publishing, Newsletter und Community-Funktionen. Viele Features, die bei WordPress externe Plugins erfordern, sind hier bereits integriert. Dadurch sinkt die Zahl externer Schnittstellen und Tracking-Skripte, was die DSGVO-Compliance erheblich erleichtert.

Meine Daten auf Ghost(Pro) werden in der EU gehostet. Das ist für mich ein entscheidender Vorteil in Zeiten unsicherer transatlantischer Datentransfers. Auch technisch und was den Leistungsumfang betrifft überzeugt Ghost: Ein moderner Stack, eine schlanke Architektur und klar strukturierte Updates reduzieren Wartungsaufwand und Sicherheitsrisiken für mich.

Ghost ist Teil des Fedivese

Spannend ist zudem die native Integration von ActivityPub: Ghost ermöglicht es, Inhalte direkt ins Fediverse zu veröffentlichen und damit Reichweite ohne zentrale Plattformen aufzubauen.

Autoren und Autorinnen haben damit die Möglichkeit, Accounts auf Mastodon (wie beispielsweise meinem Account), Flipboard, PixelFed und vielen weiteren Plattformen im Fediverse direkt zu folgen. Gleichzeitig lassen sich auf Ghost veröffentlichte Inhalte vom Fediverse aus abonnieren. Für Ghost war dies ein strategischer Schritt, um im intensiven Wettbewerb um die begrenzte Aufmerksamkeit der Nutzer weiterhin präsent zu bleiben. Zugleich zeigt die Entwicklung, dass das ActivityPub-Protokoll zunehmend an Bedeutung gewinnt und sich perspektivisch von der reinen Mastodon-Fokussierung hin zu einer breiteren Anwendung entwickelt. Das Fediverse ist weit mehr als nur Mastodon.

Wer, wenn nicht wir, sollte entscheiden, welche Technologien für den sozialen Austausch eingesetzt werden? Sollten wir diese Entscheidung Big-Tech-Konzernen aus den USA überlassen. Oder setzen wir auf föderierte, offene Systeme, bei denen nicht die Manipulation der Nutzer, sondern deren selbstbestimmte Teilhabe im Vordergrund steht?

Mein Fazit

Zusammengefasst behaupte ich, dass WordPress nach wie vor ein mächtiges und tolles CMS bleibt. Doch die Komplexität, die Vielzahl an Drittanbietern und die rechtlichen Unsicherheiten bei Datentransfers in die USA machten den Betrieb für mich zunehmend zu anspruchsvoll. Ghost ist im Vergleich fokussierter, schlanker und für mich "out of the box" datenschutzfreundlicher. Für mich war der Wechsel daher ein logischer Schritt: weniger Ballast, mehr Klarheit, und eine Plattform, die Datenschutz und digitale Souveränität nicht nur verspricht, sondern auch in der gehosteten Version technisch umsetzt.

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