Was ist das Fediverse?

Für viele ist das derzeit in aller Munde befindliche Fediverse noch immer eine unbekannte Technologie, die nicht wirklich greifbar erscheint, obwohl die grundlegende Idee eigentlich total unkompliziert ist und sich am Grundgedanken des Internets orientiert.

Das Fediverse ist nichts anderes als ein Netzwerk aus verschiedenen Plattformen, die wie bekannte Social-Media-Dienste funktionieren, aber systembedingt uns allen gehören.

Wie können soziale Netzwerke uns allen gehören? Die Antwort darauf  liegt in der technischen Struktur des Fediverse. Dieses ist völlig dezentral organisiert. Jeder kann einen eigenen Server in Betrieb nehmen und an der Föderation im globalen Fediverse teilnehmen.

Was ist die Föderation? Jeder kennt eigentlich das Prinzip von E-Mail. Es gibt unzählige E-Mail Provider, trotzdem können die unterschiedlichen Systeme miteinander interagieren und man kann E-Mails von der eigenen zu beliebigen anderen Domains senden. Dasselbe Prinzip wird beim Fediverse angewendet.

Die Architektur des Fediverse bzw. das Prinzip der Föderation verfolgt einen vergleichbaren Ansatz der Vernetzung, bei welcher standardmäßig niemand ausgeschlossen wird. Und anders als bei zentralisierten Systemen bestimmt nicht ein Anbieter allein die Regeln, sondern alle gemeinsam. Daraus ergibt sich, dass das Fediverse ein Netzwerk ist, das allen gehört.

Mit dem Fediverse könnte folglich ein Paradigmenwechsel einhergehen, welcher letztendlich massive Veränderungen für datengetriebene Geschäftsmodelle einläuten könnte.

Durch die dezentrale und gleichzeitig miteinander kompatible Struktur wurde durch das Fediverse möglicherweise einen Weg gefunden, von den zweifelsohne existierenden Vorteilen sozialer Netzwerke zu profitieren und gleichzeitig auf nachteilige Effekte wie Datensammelei zu verzichten. Anders als bei datengetriebenen Geschäftsmodellen herkömmlicher Social-Media-Plattformen kommen keine toxischen Algorithmen zum Einsatz, die den Nutzer anhand seiner Daten durchleuchten. Ein Mißbrauch von personenbezogenen Daten wie bei Cambridge Analytica ist damit architekturbedingt nicht möglich.

Das Übersichtsbild stellt die Architektur des Fediverse grafisch dar und skizziert, ob die jeweiligen Dienste untereinander kommunizieren können.

Die aktuell bekannteste Plattform ist sicherlich Mastodon, ein verteilter Microblogging Dienst so wie Twitter - nur viel flexibler und systembedingt auch niemals unter die Kontrolle einer Person zu bringen. Ein Konto auf Mastodon anzulegen ist einfach und jedenfalls den Versuch wert. Unter anderem auf der Website des bundesdeutschen Datenschutzbeauftragten gibt es weitergehende Informationen wie man zu einem kostenlosen Mastodon Konto kommt. Und entsprechende Apps gibt es natürlich auch dafür.

Nachfolgend ein kurzer Überblick über die unterschiedlichen Mastodon Zeitleisten. Nicht kompliziert, wenn man es einmal sieht.

Es wird sicher entscheidend sein ob und welches tragfähige Geschäftsmodell die Struktur und die einzelnen Anwendungen des Fediverse unterstützen kann. Wobei, Wikipedia hat es ja eigentlich vorgemacht. Auch diese offene Plattform existiert mittlerweile seit über 21 Jahren!

Das Softwarekomponenten aus dem Fediverse wirklich eine offene Infrastruktur bereitstellen zeigt sich beispielsweise bei dem Social Network Truth Social von Donald Trump. Diese Plattform basiert auch auf Mastodon, welches als freie und quelloffene Software unter der AGPLv3-Lizenz veröffentlicht wird. Interessant ist auch, dass Nutzer laut den Nutzungsbedingungen die Plattform nicht kritisieren dürften, obwohl diese sich angeblich der freien Meinungsäußerung verschrieben. Und wie nicht anders zu erwarten gibt es keine Verbindung der Truth Social Instanz zu allen anderen Mastodon Instanzen. So isoliert kann man das System natürlich auch betreiben, mit dem Fediverse hat das allerdings dann nur noch sehr am Rande zu tun.

Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass man sehr wohl Komponenten des Fediverse auch für innerbetriebliche Zwecke verwenden kann wo es nicht zwangsläufig sinnvoll sein muss sich nach außen zu öffnen. Die Grundarchitektur des Fediverse lässt auch das zu.

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