Social Media ist tot ...

Social Media ist tot ...
Photo by Daria Nepriakhina 🇺🇦 / Unsplash

... aber der Traum von digitaler Gemeinschaft lebt weiter.

Instagram, Facebook, X, seit geraumer Zeit sogar LinkedIn: Alle diese Plattformen alle sind zu digitalen Jahrmärkten verkommen, getrieben von Lautstärke, Emotion und Geltungsdrang. Aus Begegnung wurde Bühne, aus Dialog wurde Dauerbeschallung. Die großen Plattformen funktionieren längst nicht mehr als Orte des Austauschs zwischen Menschen, sondern als Maschinen, deren Zweck es ist Aufmerksamkeit in Geld verwandeln. Was einst als Ideal begann (wer erinnert sich an das Fidonet), Vernetzung und Offenheit, gemeinsame Verständigung, das alles ist in seinem Kern gescheitert. Drei grundlegende Designfehler haben diesen Niedergang unausweichlich gemacht:

Vernetzung wurde zum Selbstzweck

Man glaubte, mehr Verbindung bedeute automatisch mehr Verständnis. Doch nicht jede Begegnung ist bereichernd, nicht jede Meinung bringt Erkenntnis. Die digitale Nähe entpuppt sich oft als Illusion, denn Anonymität und Distanz senken Hemmschwellen und laden zum Zynismus ein.

Die Big Tech Plattformen kontrollieren den Diskursraum

Meta und Co behaupten, nur Gastgeber zu sein. Ihre Moderationsentscheidungen sind aber keineswegs neutral, sondern ausschließlich wirtschaftlich motiviert. Was Emotionen weckt, verkauft sich besser. Also werden Empörung, Vereinfachung und Extreme mit mehr Klicks belohnt. Der Algorithmus sortiert nicht nach Wahrhaftigkeit, sondern nach Reichweite. Und so kippt der Diskurs: Fakten verlieren gegen Gefühle, Nachdenklichkeit gegen Lärm.

Die sogenannte Neutralität ist eine bequeme Lüge

Wer Milliarden Feeds kuratiert, entscheidet über Sichtbarkeit, Deutungshoheit und öffentliche Meinung. Diese Macht zu leugnen, ist nichts anderes als politischer Selbstbetrug.

Der öffentliche Raum im Netz wird ruppiger, die Polarisierung wächst, und viele Menschen ziehen sich zurück in geschlossene Gruppen, private Chats, kleine Inseln der Vertrautheit. Das ist verständlich, aber gefährlich: Wenn der Diskurs ins Verborgene abwandert, verliert die Gesellschaft ihren gemeinsamen Resonanzraum.

Und doch steckt in diesem Rückzug auch eine Chance. Offene, dezentrale Plattformen wie das Fediverse (mit Mastodon als einem seiner stärksten Vertreter) zeigen, dass eine andere digitale Kultur möglich ist.

Ohne algorithmische Manipulation und Aufmerksamkeitsökonomie. Hier zählt Gemeinschaft mehr als Klicks und Authentizität ist wichtiger als Reichweite. Noch sind diese Räume kleiner, leiser, manchmal auch etwas sperrig. Aber genau das macht sie wertvoll.

Vielleicht ist das die Zukunft: kein globales Dauerfeuer aus Werbung und Meinung, sondern viele kleine Orte, in denen Menschen wieder wirklich miteinander reden. Nicht um Follower zu gewinnen, sondern um Gedanken zu teilen. Das Internet muss nicht toxisch sein – wenn wir aufhören, es den Konzernen zu überlassen.

Meine Entscheidung ist gefallen. Nach Facebook (2020) und X (2022) werde ich mich in den kommenden Wochen auch von BlueSky verabschieden. LinkedIn steht als Nächstes an. Für mich mittlerweile ein Netzwerk, das sich inzwischen so weit von seiner ursprünglichen Idee eines professionellen Austauschs entfernt hat, wie ein alter Jahrmarkt von einem Ort echter Begegnung.

Ich ziehe mich damit Schritt für Schritt aus den kommerziellen Aufmerksamkeitsmaschinen zurück. Nicht aus Ablehnung gegenüber digitaler Vernetzung, sondern aus dem Wunsch, sie wieder auf menschliches Maß zu bringen. Mit meiner eigenen Mastodon-Instanz bleibe ich dem Gedanken sozialer Medien auf jeden Fall verbunden. Nur eben jenseits von Filterblasen und Algorithmen, die längst für uns entscheiden, was wir sehen und was nicht. Das will ich einfach nicht mehr.

Wer den Schritt ins Fediverse wagen möchte, findet hier eine hervorragende Einstiegsadresse. Auch wenn oft betont wird, Mastodon sei nur ein Teil davon – der Einstieg gelingt meiner Erfahrung nach hier am einfachsten. Und mich sollte man dort ohnehin problemlos finden 😃

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