Europa muss jetzt handeln
Digitaler Aufbruch statt digitaler Stillstand
Europa redet seit Jahren über digitale Souveränität. Während wir noch Strategiepapiere formulieren, schaffen Big Tech Companies primär aus den USA längst Fakten. Der jetzt angekündigte Europäische Gipfel zur digitalen Souveränität 2025 am 18. November in Berlin ist daher mehr als ein weiteres Konferenzformat. Er ist ein Weckruf.
Der deutsche Bundesminister Dr. Karsten Wildberger bringt es auf den Punkt:
Digitale Souveränität ist ein zentraler Pfeiler für die wirtschaftliche Stärke und strategische Unabhängigkeit Europas.
Gemeinsam mit der französischen Digitalministerin Clara Chappaz will er den politischen Stillstand in Europa beenden. Der Fokus soll klar auf konkrete Maßnahmen, nicht auf bloße Absichtserklärungen gerichtet werden. Wenn im November rund 900 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenkommen, wird sich zeigen, ob Europa wirklich bereit ist, den Anspruch auf technologische Eigenständigkeit ernst zu nehmen.
Es steht die Zukunft Europas auf dem Spiel
Digitale Souveränität bedeutet nicht nur, eigene Software zu entwickeln oder Rechenzentren in der EU zu betreiben. Es geht um strategische Unabhängigkeit, um den Schutz europäischer Werte, um Wettbewerbsfähigkeit und Vertrauen in unsere eigene Innovationskraft.
Europa darf nicht länger von US-amerikanischen Cloud-Konzernen oder chinesischer Hardware abhängen. Wer die digitale Infrastruktur kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.
Kann sich die Hoffnung erfüllen?
Deutschland und Frankreich wollen bei diesem Gipfel zeigen, dass es auch anders geht:
- Open-Source-Infrastruktur für die Verwaltung wie das deutsche openDesk und die die französiche La Suite
- Das European Digital Identity Wallet als sicherer, einheitlicher Zugang zu digitalen Diensten
- Aber auch gemeinsame Vorschläge zum Abbau regulatorischer Hürden, um Innovationen zu beschleunigen
Das ist der richtige Weg, aber nur wenn den Ankündigungen jetzt auch endlich entschlossenes Handeln auf europäischer Ebene folgt.
Warum gerade jetzt
Europa hat alle Voraussetzungen, um digital souverän zu sein: exzellente Forschung, starke mittelständische Unternehmen, kreative Köpfe. Was fehlt, ist der Mut, Tempo aufzunehmen und Risiken einzugehen. Es ist allerhöchste Zeit die Sache anzugehen.
Wir müssen jetzt und nicht erst in fünf Jahren investieren, vernetzen und handeln.
Der Digital-Gipfel 2025 könnte also der Wendepunkt sein. Wenn wir ihn nicht nur als Event verstehen, sondern als Startschuss für eine gemeinsame europäische Digitalagenda, die diesen Namen verdient. Europa braucht keine neuen Papiere, Europa braucht digitale Tatkraft.
Gegenwind wird erwartet
Nicht ganz erfreut zeigt sich offenbar die US-Regierung gegenüber dem geplanten Gipfel. Laut einem Bericht von POLITICO Europe (leider hinter einer Paywall) sucht die US-Botschaft derzeit nach Erklärungen bei französischen und deutschen Behörden: Es wird gefragt, warum gerade dieses Thema gewählt wurde. Genauer gesagt, warum das gemeinsame Technologie- und Digitaltreffen zwischen Berlin von Deutschland und Frankreich ohne Mitwirkung der USA anberaumt wird.

Was für Europa ein Schritt in Richtung digitaler Selbstbestimmung sein soll, wird von außen (zumindest aus US-Sicht) unter strategischer Beobachtung gestellt.
Die Tech-Lobby in den USA hat zwei klare Ziele: Sie will Regulierung sowohl in den USA wie im Ausland ausbremsen. Und sie will sich mit milliardenschweren Rüstungsaufträgen absichern. Das alleine erklärt den plötzlichen Kurswechsel von Google, Apple, Microsoft & Co. Weg von Offenheit, hin zur politischen Gefolgschaft gegenüber dem neuen MAGA-Kurs in Washington.
Die EU erlebt derzeit, wie sich alle großen US-Digitalkonzerne willfährig unter den Schutzschirm der Trump-Regierung begeben. Jetzt sucht Europa fieberhaft nach Auswegen: Nach eigener Stärke, nach digitaler Unabhängigkeit. Ob daraus mehr als wohlklingende Rhetorik wird, bleibt offen. Vielleicht bringt der Gipfel in Berlin die Antwort.