Digitale Souveränität – Schritt 5: unabhängige Backups

Digitale Souveränität – Schritt 5: unabhängige Backups
Photo by Steve Johnson / Unsplash

Strategiewechsel: Raus aus der US-Cloud

Über viele Jahre habe ich meine Daten redundant in der Cloud gesichert, konkret beim US-Anbieter iDrive (nicht zu verwechseln mit Apple iCloud). Der Dienst ist technisch solide, funktional ausgereift und im Alltag völlig unproblematisch. Doch auch hier stellte sich mir die Frage nach der digitalen Souveränität: Will ich meine sensibelsten Daten wirklich auf Servern speichern, die unter US-Recht stehen, inklusive aller damit verbundenen Zugriffsmöglichkeiten durch Behörden und Drittdienste?

Ich beschäftige mich beruflich ja schon lange mit Datenschutz, Cloud-Governance und europäischer IT-Unabhängigkeit ist für mich erst seit einigen Monaten ein wirkliches Thema. Doch damit wurde immer klarer: Das mulmige Gefühl ist nicht unbegründet und zahlreiche Berichte in Fach- und Qualitätsmedien belegen die bestehenden Risiken und Unsicherheiten deutlich. Deshalb habe ich meine persönliche Datensicherungsstrategie grundlegend neu aufgestellt: Weg von der US-Cloud, hin zu einer souveränen, mehrschichtigen Backup-Struktur, die ich selbst kontrolliere.

Wer dominiert die globalen Clouds?

  • AWS, Azure und Google Cloud dominieren den globalen Markt und bieten die breiteste Palette an Diensten.
  • Alibaba Cloud und Tencent Cloud sind besonders stark in Asien.
  • IBM, Oracle und Salesforce haben spezifische Stärken in Enterprise-Lösungen und Branchenanwendungen.
  • Huawei Cloud wächst vor allem in China und aufstrebenden Märkten.

In Zahlen stellen sich die 10 größten Cloudanbieter aktuell (Oktober 2025) so dar.

RangAnbieterMarktanteil (ca.)HauptsitzWichtigste Dienste
1Amazon Web Services (AWS)~31%USAEC2, S3, Lambda, RDS, SageMaker
2Microsoft Azure~24%USAVirtual Machines, Blob Storage, Azure AI, SQL Database
3Google Cloud~11%USACompute Engine, Cloud Storage, BigQuery, Vertex AI
4Alibaba Cloud~5%ChinaECS, OSS, ApsaraDB, AI-Plattformen
5IBM Cloud~4%USAVirtual Servers, Cloud Object Storage, Watson AI
6Tencent Cloud~3%ChinaCVM, COS, TencentDB, AI-Dienste
7Oracle Cloud~2%USAOCI Compute, Autonomous Database, AI/ML
8Salesforce (Heroku)~1%USAHeroku, Customer 360, Einstein AI
9Huawei Cloud~1%ChinaECS, OBS, GaussDB, AI-Plattformen
10DigitalOcean<1%USA

Quelle: Recherche mit Le Chat von Mistral.

Ein Blick auf diese eindeutigen Zahlen macht deutlich, dass eine ganze Weltregion darin auffallend fehlt: Europa. Der Kontinent, der sich selbst gern als Wiege von Datenschutz, Regulierungskompetenz und digitaler Verantwortung versteht, ist in dieser Statistik schlicht nicht vertreten.

Dabei gibt es durchaus leistungsfähige Rechenzentren in Europa! Modern ausgestattet, sicher betrieben und nach höchsten Datenschutzstandards zertifiziert. Zudem besteht längst die Möglichkeit, diese gezielt zu nutzen, um Datenverarbeitung und auch Datenspeicherung innerhalb des europäischen Rechtsrahmens zu halten. Damit stehen jede Menge echter Alternativen zu den großen, außereuropäischen Cloud-Anbietern bereit.

Neue Architektur meiner Datensicherung

Nextcloud als zentrales Datenhub

Meine Nextcloud-Daten und meine E-Mails werden täglich durch meinen deutschen Provider gesichert. Damit liegen die Daten physisch innerhalb der EU und unterliegen ausschließlich europäischen Rechtsnormen. Das ist ein entscheidender Punkt für mich, nicht nur als Consultant im Bereich Datenschutz, sondern auch als Privatperson, die Kontrolle über die eigenen Informationen behalten möchte.

Lokale Speicherung auf dem Hauptrechner

Alle meine Nextcloud-Dateien liegen zusätzlich lokal auf meinem primären Rechner – selbstverständlich auf einer vollständig verschlüsselten SSD. Damit habe ich jederzeit Offline-Zugriff und bin auch im Fall von Netzwerkausfällen oder Providerproblemen handlungsfähig. Ich weiß, das alleine ist kein Backup, aber ich habe auch noch

die redundante Sicherung meiner Daten auf meinem NAS-System

Parallel dazu sichere ich sämtliche Daten regelmäßig auf meinem Synology NAS im Keller, das in meinem lokalen Netzwerk läuft. Dieses dritte Backup-Level ist bewusst so konzipiert, dass ich auch bei Ausfall oder Verlust des Hauptgeräts rasch wiederherstellen kann.

Das ungelöste Kapitel: Apple iCloud und Fotos

Komplexer bleibt das Thema Apple iCloud. Der Komfort ist unbestreitbar: automatische Synchronisation, nahtlose Integration zwischen iPhone, iPad und Mac, intelligente Sortierung, leistungsfähige Suche. Doch genau dieses Ökosystem ist auch das Problem: Ein klassisches Lock-in.

Besonders meine Fotos sind seit über 15 Jahren in der iCloud tief verankert. Zwar liegen sie redundant auch auf meinem Mac, doch die Migration auf eine quelloffene Plattform (z. B. Nextcloud Photos, Immich oder Photoprism) ist alles andere als trivial. Metadaten wie Aufnahmedatum, Standort, Albenstruktur und Gesichterkennung gehen beim Export oft verloren.

Kurzfristig sehe ich hier für mich keinen akuten Handlungsbedarf. Weil meine Daten sind technisch jedenfalls sicher. Mittelfristig aber will ich auch diesen Bereich souverän gestalten: unabhängig von proprietären Cloud-Strukturen und im Einklang mit europäischen Standards.

Digitale Souveränität ist kein Zustand, sondern ein Weg

Der Umstieg auf eine europäische, selbstbestimmte Cloud-Infrastruktur ist für mich kein radikaler Bruch, sondern ein Prozess. Schritt für Schritt mehr Kontrolle, Transparenz und Nachhaltigkeit zu gewinnen, das ist für mich der eigentliche Kern digitaler Souveränität.

Mein Ziel ist ein Setup, das Funktionalität und Datenschutz verbindet: moderne Tools, automatisierte Backups, verschlüsselte Datenübertragung, aber ohne Abhängigkeit von Anbietern, deren Geschäftsmodelle auf Datenverwertung basieren.

Wer ähnliche Pläne verfolgt oder bereits Erfahrungen mit Open-Source-Alternativen zur iCloud gesammelt hat (insbesondere mit Lösungen zur Foto-Migration inklusive Metadaten), ist herzlich eingeladen, Erfahrungen zu teilen.

Ich möchte hier bewusst keine Werbung für einzelne Unternehmen machen, abgesehen von meinem eigenen Provider bei dem ich mich bestens aufgehoben fühle. Inzwischen gibt es in Europa eine beeindruckende Vielfalt an leistungsstarken Anbietern, die moderne, datenschutzkonforme Cloud- und Hostinglösungen auf höchstem Niveau anbieten. Eine sehr gute Startseite für die Suche ist https://european-alternatives.eu

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