Digitale Souveränität – Schritt 5: DNS übersiedeln
Warum DNS-Server in der EU mehr sind als eine technische Entscheidung
Wenn wir über digitale Souveränität, Datenschutz und IT-Sicherheit sprechen, geht es meist um Cloud-Services, Messaging-Plattformen oder KI-Modelle. Kaum jemand denkt dabei an das Domain Name System (DNS), jenen unscheinbaren, aber zentralen Dienst, der dafür sorgt, dass aus einer Webadresse wie z.B. www.mrak.at die dazugehörige IP-Adresse gefunden wird.
Doch genau hier beginnt ein oft übersehener Teil der digitalen Abhängigkeit!
1. Datenschutz nach europäischen Standards
Die Nutzung von DNS-Servern außerhalb der Europäischen Union, insbesondere US-basierter Dienste wie Google (8.8.8.8) oder Cloudflare (1.1.1.1), bedeutet, dass sämtliche DNS-Anfragen potenziell in Rechtsräume fallen, die nicht der DSGVO unterliegen. Damit können Metadaten wie Zeitpunkt, Zieladresse und Herkunfts-IP rechtlich anders verarbeitet oder sogar an Behörden herausgegeben werden.
EU-basierte DNS-Resolver hingegen unterliegen dem europäischen Datenschutzrecht. Seriöse Anbieter legen offen, welche Daten sie speichern, wie lange sie diese aufbewahren und zu welchem Zweck. Viele verzichten gänzlich auf personenbezogene Logdaten und lassen ihre technisch organisatorischen Abläufe auch regelmäßig auditieren.
2. Digitale Souveränität durch europäische Infrastruktur
DNS ist Teil der kritischen Internetinfrastruktur. Wer seine DNS-Anfragen europäischen Anbietern anvertraut, trägt aktiv dazu bei, Abhängigkeiten von außereuropäischen Cloud-Ökosystemen zu reduzieren.
Das ist mehr als Symbolpolitik. Im Ernstfall, etwa bei geopolitischen Konflikten, regulatorischen Maßnahmen oder Zensurversuchen, kann die Wahl eines europäischen DNS-Dienstes darüber entscheiden, ob Systeme stabil, sicher und frei im Internet erreichbar bleiben.
3. Transparenz und Rechenschaftspflicht
Während globale Konzerne oft nur allgemeine und freiwillige Datenschutzversprechen abgeben, veröffentlichen viele EU-Anbieter detaillierte Transparenzberichte oder Sicherheitsaudits. Nutzerinnen und Nutzer können nachvollziehen, wie ihre Daten verarbeitet, gelöscht oder gegen Missbrauch geschützt werden. Diese Transparenz stärkt Vertrauen und ist in Zeiten wachsender Regulierung (NIS2, Cyber Resilience Act, Digital Services Act) auch aus Compliance-Sicht absolut relevant.
4. Performance und technische Stabilität
Die Sorge, EU-DNS-Dienste seien langsamer oder weniger zuverlässig, ist längst überholt.
Dank europäischer Peering-Knoten wie z.B. DE-CIX (Frankfurt), AMS-IX (Amsterdam) oder LINX (London) sind DNS-Anfragen innerhalb Europas extrem performant. Viele Anbieter betreiben redundante Servercluster in mehreren EU-Ländern, kombiniert mit DNSSEC-Validierung und Unterstützung moderner Standards wie DNS-over-HTTPS (DoH)und DNS-over-TLS (DoT).
5. Sicherheit mit Augenmaß
Viele europäische Resolver bieten optionalen Schutz vor Phishing-, Malware- oder Tracking-Domains , jedoch ohne dabei den Datenschutz aus den Augen zu verlieren.
Statt umfangreicher Filterung nach US-Vorgaben geht es hier meist um ein balanciertes Modell: Sicherheit ja, aber mit Transparenz, Wahlfreiheit und Kontrolle durch den Nutzer.
6. Auch die eigene Domain gehört in die EU
DNS-Server sind das eine, die wahre digitale Souveränität beginnt aber dort, wo die eigene digitale Identität verwaltet wird: bei der eigenen Domain (z.B. mrak.at)
Jede Domain stellt die zentrale Adresse jedes Unternehmens, jeder Organisation und oft auch jeder Person im Netz dar. Wer sie bei einem außereuropäischen Registrar oder Hosting-Anbieter registriert, begibt sich in dieselben Abhängigkeiten, die man beim DNS gerade vermeiden möchte.
Einige wichtige Argumente für digitale Souveränität auch bei Verwendung der eigenen Domain:
- Rechtszugriff & Datenschutz: US-basierte Registrare und Hoster unterliegen dem US-Cloud Act. Das bedeutet, dass US-Behörden auch auf in der EU gespeicherte Daten zugreifen können, wenn das Unternehmen einer US-Jurisdiktion untersteht. Eine Domain kann damit Bestandteil von Ermittlungen oder Sperrungen werden, ohne dass europäische Datenschutzrechte greifen.
- Verfügbarkeit & Kontrolle: Im Extremfall können Domains bei Streitigkeiten, behördlichen Anordnungen oder Sanktionen abgeschaltet oder eingefroren werden. Bei einem europäischen Registrar unterliegt dieser Prozess europäischer Rechtsstaatlichkeit und gerichtlicher Kontrolle.
- Compliance & Nachvollziehbarkeit: Für Unternehmen mit ISO 27001-, NIS2- oder DSGVO-Verpflichtungen ist die transparente Kontrolle über Domain- und DNS-Daten Teil der Sicherheitsarchitektur. Ein EU-basierter Registrar bietet hier klare Verträge, DSGVO-konforme Auftragsverarbeitung und rechtssichere Audit-Fähigkeit.
- Souveränität & Symbolik: Die eigene Domain ist weit mehr als eine technische Adresse, sie ist ein digitaler Markenwert. Wer sie in europäischen Händen hält, sendet ein deutliches Signal: Wir stehen für Datenschutz, Verantwortung und Unabhängigkeit.
Was bedeutet das insgesamt für mich?
Ich habe mich unlängst entschieden meine persönliche Domain in die EU zu holen und sehe dies als Teil meiner digitalen Strategie.
- DNS ist für mich kein Nebenschauplatz. Und meine eigene Domain ist kein bloßes Marketing-Asset.
- Ich betreibe und nutze bewusst europäische DNS-Server, das stärkt nicht nur die technische Sicherheit, sondern auch rechtliche Klarheit, Unabhängigkeit und Vertrauen für mich.
- Es ist ein kleiner administrativer Schritt, allerdings mit großer Wirkung für die digitale Zukunft.