Die neuen AirPods können Sprachen übersetzen

Seit mehr als zehn Jahren mussten wir uns mit umständlichen Sprachübersetzungs-Apps wie Google Translate oder Microsoft Translator begnügen. Diese erforderten, dass Nutzer ihr Smartphone-Mikrofon einer fremdsprachigen Person entgegenhielten und anschließend auf die oft ungenaue Übersetzung auf dem Display oder über die kleinen Lautsprecher warteten.
AirPods hingegen ermöglichen eine deutlich intuitivere Nutzung: Mit einer einfachen Geste lässt sich der digitale Dolmetscher aktivieren, und bereits rund eine Sekunde nach dem Gesprochenen wird die Übersetzung in der bevorzugten Sprache des Nutzers direkt über die Ohrhörer ausgegeben.
Besitzer der neuen AirPods Pro 3 aber auch der AirPods Pro 2 aus dem Jahr 2022 sowie der AirPods 4 mit Geräuschunterdrückung aus dem Vorjahr können die neue Übersetzungsfunktion per Software-Update nutzen. Voraussetzung ist ein aktuelles iPhone, etwa ein iPhone 15 Pro oder ein Modell der 16er-Serie, das Apple Intelligence für die Übersetzungen einsetzt.
Für reibungslose, bidirektionale Gespräche empfiehlt es sich, dass beide Gesprächspartner AirPods tragen. Angesichts der weltweiten Verbreitung und der bereits verkauften hunderten Millionen AirPods ist dieses Szenario durchaus realistisch.
Übersetzungen werden im Lauf der Zeit immer besser
Sprachliche Begriffe verändern ihre Bedeutung je nach Kontext. Moderne AI-Modelle können den gesamten Gesprächsverlauf berücksichtigen und so Aussagen präzise interpretieren. Frühere Übersetzungstechnologien arbeiteten hingegen satzweise und isoliert, was aufgrund des fehlenden Kontexts häufig zu erheblichen Fehlern führte.
Dennoch ist es möglich, dass die KI-Technologie in den AirPods weiterhin blinde Flecken aufweist, die zu unangenehmen sozialen Situationen führen können. Sprache allein vermittelt nicht alle Formen von Kontext, etwa Emotionen oder kulturelle Nuancen. So gilt es beispielsweise im arabischen Raum als unhöflich, direkt in ein Gespräch einzusteigen, ohne zuvor eine angemessene Begrüßung auszusprechen und nach dem Wohlbefinden sowie der Familie der Gesprächspartnerin oder des Gesprächspartners zu fragen. Kulturelle Normen werden von AI (noch) nicht berücksichtigt.
Rechtliche Knackpunkte
Rechtliche Herausforderungen bei einer möglichen Einführung in der EU zeichnen sich auf mehreren Ebenen ab. So könnte etwa der AI Act zur Anwendung kommen, da die neue Funktion dauerhaft Sprache verarbeitet und damit potenziell als sensibler KI-Anwendungsfall eingestuft werden kann. Auch im Kontext der DSGVO ergibt sich Konfliktpotenzial, insbesondere hinsichtlich der Transparenzfrage, ob Dritte erkennen können, dass die AirPods Pro aktiv Sprache aufnehmen und verarbeiten. Darüber hinaus könnten Interoperabilitätsanforderungen eine weitere Hürde darstellen. Apple müsste Mitbewerbern gegebenenfalls gleichwertigen Zugang zu diesen Funktionen ermöglichen, auch auf Geräten außerhalb des iPhone-Ökosystems. Ein Szenario, das Apple bislang strikt ablehnt.
In der Europäischen Union ist die Funktion Live Translation für die AirPods derzeit noch nicht verfügbar. Apple weist darauf hin, dass die Freischaltung der Funktion in diesem Marktsegment bislang nicht erfolgt ist, betont jedoch, dass man intensiv daran arbeite, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Laut Unternehmensangaben soll die Funktionalität in einem der kommenden Software-Updates auch für Nutzerinnen und Nutzer in der EU bereitgestellt werden.
Mitbewerber wie Google zeigen sich in dieser Hinsicht offener. Die Pixel Buds bieten im EU-Raum bereits seit geraumer Zeit eine Live-Übersetzungsfunktion an.
Wesentlich weniger restriktiv scheint die Situation bei Software-Features des iPhone selbst zu sein. Die mit iOS 26 angekündigten Übersetzungsfunktionen stehen nach aktuellem Stand nicht auf der Streichliste für EU-Nutzer.