Den Bildungsverlierern kann eh nicht mehr geholfen werden

Ein zynischer Titel für einen Blogeintrag, aber ich finde er trifft den Nagel auf den Kopf. Traurige Aussichten: Fast jeder sechste Jugendliche wird ohne Schulabschluss in seine düstere Zukunft gehen, ohne Chancen auf einen Job, statt dessen als Fixstarter für Notstandshilfe. Das ist der Stoff, aus dem die viel beklagte steigende Armut kommt.

Eines wird dabei leider nur zu oft übersehen oder einfach ignoriert: Wir haben Zehntausende Elternhäuser, die ihren Kindern keinerlei Anregung zu einer ordentlichen Bildung geben können oder wollen. Auch mit der bestehenden Familienförderung in Österreich, deren Kosten bei uns immer noch international sehr hoch sind, wird der notwendige Effekt zur Bereitschaft zu mehr und ordentlich erzogenen und inner-familiär geförderten Kindern nicht erzielt werden.

Der Begriff Tittytainment passt hier durchaus rein: Titty- steht für das Durchfüttern und -tainment für das Unterhalten der zukünftig 80 Prozent der Bevölkerung, um diese ruhig zu stellen. So, wie dem schreienden Säugling ständig die Brust gegeben wird damit er ruhig ist, sollen die 80 Prozent für die Wirtschaft überflüssigen Menschen mit trivialer Unterhaltung (Fernsehen, Internet usw.) davon abgehalten werden, die gesellschaftlichen Zustände in Frage zu stellen. Wenn man sich die globale Medienlandschaft, vor allem aber in Italien, England, den USA, aber durchaus auch schon in Österreich ansieht, geht es wohl in diese Richtung. RTL, SAT1, PRO7 und Co. lullen uns schon wunderbar ein. Dieser Artikel beschreibt sehr genau was ich meine.

Die wissenschaftlich korrekt aber zynisch klingende Bezeichnung für diese "Generation der Verlierer" lautet "Gesellschaft der Exkludierten". Diese Bevölkerungsgruppe ist ungebildet, interessiert sich nicht für Politik, kämpft ständig mit der eigenen Unsicherheit und ist deshalb über jede Erklärung froh, die ihnen für ihre Lage gegeben wird.

Andere Bevölkerungsgruppen, die ebenfalls Probleme haben oder denen es noch schlechter geht, können die Angehörigen der "Gesellschaft der Exkludierten" nur schwer verstehen. Denn Empathie setzt Interesse am Anderen, am Neuen und Fremden voraus. Man kann sich damit gut vorstellen, wie Rassismus entsteht. Die Angst vor dem Unbekannten führt zu Hass. Deshalb finden auch rechtsextreme Parteien mit ihren einfachen Botschaften auf komplizierte Fragen in dieser Bevölkerungsschicht großen Zulauf. Nur nicht selber nachdenken müssen lautet die Devise.

Da passt es nur allzu gut, dass sich große Teile der Bevölkerung von Boulevard- und Gratiszeitungen aufgehetzt den rechtspopulistischen Rattenfängern ausliefern, es ist ja auch viel leichter gegen Andersdenkende, Fremde (und damit unbekannte) zu hetzen als sich die Mühe anzutun und konstruktiv an der eigenen Zukunft zu arbeiten.

Leider herrscht bei vielen Menschen in Österreich die Einstellung, dass die "sch**ss-Studenten" sowieso alles Faulpelze und Schmarotzer sind, die eh keiner braucht und will. Wenn man dann genau diese Menschen beobachtet ist es interessant zu sehen, dass diejenigen, die gerade noch die schimpfen und beleidigen plötzlich zu Duckmausern und Speichellecken beginnen wenn einE Fr/Hr Dr. od. DI den Raum betritt! Nach oben buckeln und nach unten treten, das spiegelt leider immer noch vielfach die österreichische Seele. Den Zusammenhang zu erkennen, dass ehemalige Studenten es sind, die möglicherweise ihr Leben retten oder nur aufgrund ihrer Ausbildung der Gesellschaft einen wertvollen Beitrag zurückgeben können, ist wohl zuviel verlangt.

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